Vor zehn Jahren glaubte man noch, dass es keine Möglichkeit gäbe, der Entstehung von Brustkrebs vorzubeugen. Die Ergebnisse neuer Forschung widerlegen diese Ansicht: Es gibt Faktoren, die dazu beitragen können, das Brustkrebs-Risiko zu vermindern. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, körperliche Aktivität und der Verzicht auf Rauchen.
Der erste Hinweis darauf, dass körperliche Aktivität helfen kann, Brustkrebs zu verhüten, entstammt einer Studie, die Dr. Rose Frisch von der Harvard-Universität durchführte. Bei dieser Untersuchung stellte sich heraus, daß jene Frauen, die als jugendliche oder junge Erwachsene körperlich aktiv gewesen waren, ein geringeres Risiko aufwiesen, an Brustkrebs zu erkranken.
Wenig später veröffentlichte Dr. Leslie Bernstein von der Medizinischen Fakultät der Universität von Südkalifornien, Los Angeles, die Ergebnisse einer Studie, die sich auf mehr als tausend Frauen erstreckt hatte. Das Ergebnis: Das Risiko jener Frauen, die 3,8 Stunden pro Woche oder mehr körperlich aktiv waren, an Brustkrebs zu erkranken, war nur halb so groß wie bei jenen Frauen, die inaktiv waren. Die größte Verminderung des Risikos zeigte sich bei jenen Frauen, die viel Sport trieben und zumindest ein Kind zur Welt gebracht hatten.
Die Studie veranlasste Experten zu der Schlussfolgerung, dass mäßige, aber regelmäßige körperliche Aktivität der erste kontrollierbare Risikofaktor für Brustkrebs sein könnte.
Jüngst fügten norwegische Wissenschaftler dem Beweismaterial aus mehr als einem Dutzend Studien weitere Erkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen körperlicher Aktivität und Brustkrebs-Risiko hinzu. Forscher der Universität von Tromsö und des norwegischen Krebs-Registers verfolgten über 14Jahre die Krankengeschichten von mehr als 25 000 Frauen. Sie untersuchten dabei die Auswirkungen aller Risikofaktoren mit Ausnahme der wirtschaftlichen Situation und der Rauchgewohnheiten. Ergebnis: Das Brustkrebs Risiko jener Frauen, die sich mindestens vier Stunden in der Woche körperliche Bewegung verschafften, war um 37 Prozent geringer als das der Frauen, die völlig inaktiv waren.
Körperliche Übungen bilden hauptsächlich einen Schutz gegen Brustkrebs, weil sie die Menge des Hormons Östrogen, das vom weiblichen Körper im Laufe eines Lebens produziert wird, reduzieren. Körperliche Aktivität kann den Eintritt der ersten Menstruation hinauszögern, die Häufigkeit des Eisprungs reduzieren, Fettleibigkeit und dabei speziell die Bildung von Fett im Bauchbereich, das Östrogen hervorbringt, verhindern. Sport senkt zudem den Blutzuckerspiegel und aktiviert das Immunsystem.
Auch eine gezielte Ernährung kann das Brustkrebsrisiko senken und zudem vor einer Vielzahl anderer Krankheiten schützen. Eine Studie von Wissenschaftlern der Staatsuniversität von New York in Buffalo zeigte, daß das Brustkrebs-Risiko von Frauen im gebärfähigen Alter, die regelmäßig sehr viel Gemüse zu sich nahmen, um 54 Prozent geringer war als bei Frauen, die sehr wenig Gemüse aßen. Aus einer Untersuchung der Medizinischen Fakultät der Universität von New York geht hervor, dass häufiger Genuss von rotem Fleisch (Rind, Schwein, Wild) das Brustkrebs-Risiko vergrößern kann.
Eine Ernährung mit wenig Fett, aber viel Ballaststoffen ist offenbar hilfreich bei der Verringerung der Östrogenmenge, die im Körper zirkuliert, zeigten Untersuchungen des Krebszentrums der Universität von Texas. Wenn diese Diät mit fermentierten Milchprodukten Joghurt, Käse, Buttermilch ergänzt wird, kann das Brustkrebs-Risiko um 77 Prozent gesenkt werden, ermittelten niederländische Forscher.
Die Mehrheit der Wissenschaftler vertritt inzwischen die Ansicht, dass ein Übermaß an gesättigten Fettsäuren (in Fleisch und Milchprodukten) schädlich ist. In einer Studie der Harvard-Universität, an der mehr als 6000 Frauen teilgenommen hatten, wurde ein Zusammenhang ‚zwischen dem regelmäßigen Verzehr stark fetthaltiger Nahrungsmittel und erhöhtem Auftreten von Brustkrebs festgestellt. Spanische und griechische Untersuchungsergebnisse deuten wiederum darauf hin, dass der häufige Konsum einfach ungesättigter Fettsäuren (Olivenöl) den Schutz gegen Brustkrebs verstärkt.
Auch zwischen dem Körpergewicht und dem Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, gibt es offenbar einen Zusammenhang. Eine Studie in Florida, an der 654 Frauen beteiligt waren, ergab, daß eine Gewichtszunahme um etwa fünf Kilo bei einer Frau im Alter vom mehr als 30 Jahren das Risiko einer späteren Brustkrebserkrankung um 23 Prozent, eine Zunahme um zehn Kilo dieses Risiko sogar um mehr als 50 Prozent erhöht, Dies bedeutet: Frauen, die mit dem Rauchen aufhören, was im Regelfall eine Zunahme des Körpergewichts zur Folge hat, sollten darauf achten, nicht mehr als fünf oder sechs Pfund zuzunehmen.
Rauchen kann das Brustkrebsrisiko bei jenen Frauen erheblich erhöhen, deren Körper eine nur langsam wirkende Version des Enzyms N-Acetyltransferase produziert, das krebserregende Substanzen aus dem Zigarettenrauch unschädlich macht. Eine Studie der Universität von New York zeigte, dass Frauen mit diesem Enzym, die mehr als zwanzig Zigaretten pro Tag rauchen, ein um das Fünffache erhöhtes Brustkrebs-Risiko haben.