Eine winzige zerstörte Stelle im menschlichen Erbgut ist Auslöser bösartiger Gehirntumoren. Am Deutschen Krebsforschungsinstitut ist ein Gen aufgespürt worden, das durch einen Defekt auf dem langen Arm des Chromosoms 10 beschädigt ist: Das Gen „DMBT1“ ist die Bauanleitung für ein Eiweiß, das zu einer Gruppe von Rezeptoren (biochemische Andockstellen) auf der Oberfläche der Zellen gehört. Diese Rezeptoren zielen auf das Zellwachstum und die Zellspezialiserung. Dass sie mit der Krebsentstehung zu tun haben, war unbekannt. Jan Molenhauer und Annemarie Poustka vermuten, dass Zellen mit dem Defekt von DMBT1 die Fähigkeit zur Wachstumskontrolle einbüßen. Extrem aggressive, schnell wachsende Tumore, sind das Glioblastom und das Medulloblastom, die häufigsten Gehirntumore beim Erwachsen bzw. Kleinkind. Während bei diesen Tumoren der Gen-Defekt gefunden wurde, ist bei weniger bösartigen Gehirntumoren das Chromosom 10 intakt. Die Genanalyse könnte daher die Wahl der Therapie erleichtern.