Chemotherapie und biologische Rhythmen

Chemotherapie und biologische Rhythmen

Die Ansprechraten der Chemotherapie können offenbar deutlich erhöht werden, wenn die Behandlung statt der üblichen Dauer – Infusion an den zirkadianen Rhythmus angepasst wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Lancet (1997, 359:681-686) veröffentlichte Studie.

Der Ausdruck Chronotherapie steht dabei für die Anpassung therapeutischer Maßnahmen an biologische Rhythmen, z. B. tageszeitliche Schwankungen der Nierenfunktion, des Blutdrucks oder der Cortisol-Ausschüttung. In der Multicenter-Studie wurde der Effekt der Chrono–Chemotherapie bei Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom untersucht. Der Hintergrund: Auch die DANN – Synthese, und damit einer der Hauptangriffspunkte der Chemotherapie, unterliegt tageszeitlichen Rhythmen.

Chemotherapie und biologische Rhythmen93 Patienten mit noch unbehandelten Metastasen erhielten ihr Zytostatika – Regime (Oxaliplatin, 2-Fluorouracil und Folsäure; Fünf-Tages-Zyklen mit jeweils 16-tägigen Pausen) in Form der üblichen Dauer-Infusion, bei einer zweiten, gleich großen Patientengruppe wurden die Infusionen hingegen der zirkadianen Rhythmik angepasst. Hierzu verwandte man programmierbare Infusionspumpen.

Das Ergebnis ist eindrucksvoll: In der Chronotherapie-Gruppe kam es bei fast doppelt so vielen Patienten zu einem objektiven Ansprechen wie bei denjenigen, die die herkömmlichen Dauerinfusionen erhalten hatten (51% vs. 29%, p=0,003). Zugleich hielten die Remissionen unter der Chronotherapie signifikant länger an (6,4 Monate vs. 4,9 Monate). Wohlgemerkt: In beiden Gruppen wurden exakt die gleichen Medikamente verabreicht, nur nach einem unterschiedlichen Zeitplan.

Auch in der Verträglichkeit schnitt die Chronotherapie deutlich besser ab. Die zirkadian angepassten Infusionen reduzierten die Rate schwerer Schleimhautschädigungen um den Faktor 5 und halbierten die Fälle peripherer Neuropathie. Diese ohnehin schon imposanten Studienresultate erhalten noch zusätzliches Gewicht durch eine deutlich ungünstigere Risikokonstellation in der Chronotherapie-Gruppe. Im Zuge der randomisierten Verteilung der Patienten landeten in der Chronotherapie-Gruppe 10 Patienten mit Knochen- oder Pankreasmetastasen sowie 22 Patienten mit Rezidiven nach vorangegangener chirurgischer Intervention. In der Dauerinfusions-Gruppe waren dies nur 2 bzw. 7 Patienten.

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